27/05/2025 0 Kommentare
Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen
Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen
# Andacht

Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen
Dieser Satz wird Johannes dem Täufer zugeschrieben. Dabei geht es nicht um Gewichtsregulierung oder den richtigen Body-Mass-Index.
Der Juni ist sein Monat. Am 24. Juni, ein halbes Jahr vor Weihnachten, erinnern wir uns an ihn. Johannes´ Eltern waren alt. Mit einer Schwangerschaft hatten sie gar nicht mehr gerechnet. Seinem Vater Zacharias verschlägt es glatt die Sprache, bis das Kind da ist und er ihm dem Namen Johannes gibt. „Gott ist gnädig“ bedeutet der Name.
Als Johannes erwachsen ist, lebt er als Asket in der Wüste. Viele Menschen kommen zu ihm. Er predigt von Umkehr zu Gott. Als Zeichen dafür tauft er die Menschen. Das Wasser wäscht ab, was falsch ist.
Auch Jesus lässt sich von ihm taufen. Staffelstabübergabe. „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“, sagt Johannes über Jesus.
Johannes’ Zeit geht zu Ende. Die Sonnenwende ist das Zeichen dafür. Die Tage werden wieder kürzer. Und bei der nächsten Sonnenwende feiern wir, dass mit Jesus Gott selbst in die Welt gekommen ist. Sein Licht lässt unsere Welt nicht im Dunkeln.
„Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Mich beeindruckt dieser Satz. Wer kann sich selbst so zurücknehmen und einem anderen mehr Platz, mehr Bedeutung, einräumen?
Oft ist es doch so, dass Menschen, die von einer Aufgabe oder einem Amt zurücktreten, gerne mal die Nachfolgenden kritisieren. Das eigene Abnehmen, das Sich-Zurücknehmen, das fällt schwer. Und dann zuschauen, wie eine andere Person die Dinge angeht, vielleicht ganz anders, als man es selbst getan hätte Johannes kann akzeptieren, dass seine Aufgabe endet, dass ein anderer kommt. Und dessen Aufgabe ist so viel größer und bedeutender.
Ich mag den Juni, den Monat mit den längsten Tagen. Den Monat, in dem das Leben so schön und so endlich ist. Einige Erwartungen an das Jahr haben sich erfüllt, andere wurden (noch) nicht eingelöst. Eine leise Wehmut schwingt schon mit: es wird sich ändern. Das Jahr geht nach dem Höhepunkt wieder langsam seinem Ende entgegen.
Und ich mag den Dezember. Den Monat voller Erwartung. Ich mag die Dunkelheit des Dezembers, den Rückzug, das kleine Kerzenlicht. Den Monat, der das Jahr abschließt und an dessen Ende ein neuer Anfang wartet. Ein Anfang, der Großes verspricht. Alles ist möglich in einem neuen Jahr, das so dicht vor der Tür steht.
Beides gehört zusammen, der Juni und der Dezember. Johannes und Jesus. Zunehmen und Abnehmen. Anfang und Ende. Und neuer Anfang. Das ist das Leben.
Einen schönen, leichten, hellen Juni wünscht Ihnen
Ihre Maike Kniese
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